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POESIS – Sprachkunst | Language Art

Ausstellung im Kunsttempel, Kassel vom 30. August bis 6. Oktober 2019

Die Ausstellung im Kunsttempel zeigt eine Momentaufnahme internationaler Sprachkunst. Mit einer post-digitalen Perspektive werden Arbeiten von gut 60 Künstlerinnen und Künstlern aus 17 Ländern präsentiert, die Kunst mit Sprache entwickeln und alle in den letzten zwei Jahrzehnten schon einmal im Kunsttempel ausgestellt haben. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Kasseler Verlag Jenior.

Kunst mit Sprache ist im Zeitalter von Digitalisierung, Big Data und Social Media besonders gefordert. Individueller Sprachgebrauch kann nicht mehr hinter die Spannung zwischen maschinellem und menschlichem Handeln zurück, das betrifft selbst den Einsatz von Stimme oder Handschrift. Denken und Handeln sind für jeden einzelnen und in allen Gesellschaftsbereichen von Sprache geprägt. Sprachkunst macht diese Entwicklung und Umstände hervorragend anschaulich und reflektiert sie. Sie ist daher zugleich ein sensibles, ästhetisches wie auch hochpolitisches Medium für poetische Erkenntnis und Bildung – sowie für Genuss und Freude.

Seit 20 Jahren ist der Kunsttempel in Kassel europaweit einer der ganz wenigen Orte, an denen internationale Sprachkunst kontinuierlich insbesondere in Form von Ausstellungen sowie auch mit Veranstaltungen gezeigt wird. Bereits im Jahr 2000, ein Jahr nach seiner Gründung, fand hier eine internationale Ausstellung zur digitalen Poesie statt. Sprachspiele, Komik, post-digitales Publizieren oder Appropriation bzw. das Anthropophagische waren weitere Aspekte nachfolgender Sprachkunst-Ausstellungen. Die Sprachkunst-Reihe „3durch3“ führte zwischen 2003 und 2016 über 100 Künstler aus aller Welt zu performativen Darbietungen und Lesungen in den Kunsttempel. Das Jubiläum im Jahr 2019, in dem der Kunsttempel seit 20 Jahren besteht, ist daher ein guter Anlass, die Künstlerinnen und Künstler, die dort im Bereich Sprachkunst bislang ausgestellt haben, zu einer rück- und ausblickenden Momentaufnahme einzuladen.

Diese ‚Retroperspektive‘ wird zum einen in Form einer auf die relativ intimen räumlichen Verhältnisse im Kunsttempel zugeschnittenen Ausstellung (kleinere Formate in allen möglichen Darbietungs- und Medienformen) präsentiert. Zum anderen wird ein Katalog erscheinen, in dem jeder Künstlerin und jedem Künstler eine Doppelseite mit Abbildung und poetologischem Kommentar gestaltet. Der Katalog wird etwa 130 Seiten stark im Kasseler Jenior-Verlag erscheinen, der bereits seit dem Jahr 1990 Publikationen zu von Friedrich W. Block kuratierten Ausstellungen veröffentlicht hat. Begleitend zur Ausstellung wird ein Programm mit Lesungen und Performances unter Beteiligung von Künstler*innen der Ausstellung veranstaltet.

Der Kunsttempel arbeitet wie in der Vergangenheit eng mit der Stiftung Brückner-Kühner zusammen. Schnittstelle ist hier der Kurator Dr. Friedrich W. Block.

Folgende Künstlerinnen und Künstler sind vertreten:

AND-OR (CH), Hartmut Andryczuk (DE), Hannes Bajohr (DE), Jean-Pierre Balpe (FR), Josef Bauer (AT), Giselle Beiguelman (BR), Simon Biggs (AU), Friedrich W. Block (DE), Philippe Bootz (FR), Amaranth Borsuk (US), Anton Bruhin (CH), Augusto de Campos (BR), John Cayley (CA, US), Klaus Peter Dencker (DE), Gerhild Ebel (DE), Eduard Escoffet (ES), Brigitta Falkner (AT), Gundi Feyrer (DE, AT), Heike Fiedler (DE, CH), Hartmut Geerken (DE), Mara Genschel (DE), Nora Gomringer (DE), Rozalie Hirs (NL), Zuzana Husárová (SK), Peter Hutchinson (GB, US), Steffi Jüngling (DE), Eduardo Kac (BR, US), Thomas Kapielski (DE), Angelika Kaufmann (AT), Stephan Krass (DE), Dagmara Kraus (DE, PL), Betty Leirner (BR, CH), Fritz Lichtenauer (AT), Josef Linschinger (AT), Rana Matloub (IQ, DE), Michèle Métail (FR), Franz Mon (DE), Virgile Novarina (FR), Pavel Novotný (CZ), Jürgen O. Olbrich (DE), Clara Oppel (DE, AT), Jörg Piringer (AT), Renate Pittroff (DE, AT), Sascha Pogacar (DE), Louis Roquin (FR), Carola Ruf (DE), Gerhard Rühm (AT, DE), Valeri Scherstjanoi (RU, DE), Matze Schmidt (DE), Siegfried J. Schmidt (DE), Hubert Sielecki (AT), Lisa Spalt (AT), Christian Steinbacher (AT), Rod Summers (GB, NL), W. Mark Sutherland (CA), Christoph Theiler (DE, AT), Rui Torres (PT), Timm Ulrichs (DE), Günter Vallaster (AT), André Vallias (BR), Gregor Weichbrodt (DE)

Kurator: Dr. Friedrich W. Block

Titelgrafik: Anton Bruhin („Hice for Weiss 501“)

PROGRAMM

29.8.2019 / 19 Uhr
ERÖFFNUNG
Grußwort: Carola Metz, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Kassel; Einführung: Dr. Friedrich W. Block; Gespräch mit den anwesenden Künstlerinnen und Künstlern

30.8.2019 / 19 Uhr
ANSPRACHE, GESTAMMELT
Rozalie Hirs (Amsterdam) & Pavel Novotný (Liberec) präsentieren Kreuzungen aus Musik und Poesie sowie Sprechtexte.

7.9.2019 / 17–1 Uhr
KASSELER MUSEUMSNACHT
Textpassagen aus dem Werk von sechs an der Ausstellung beteiligten Künstlerinnen und Künstlern, vorgetragen und auf der Gitarre begleitet von Jochen Krajewski. Textauswahl von Friederun Gutmann:
18 Uhr: Buchstabieren – Lisa Spalt / Franz Mon
20 Uhr: Die raren Dinge – Nora Gomringer / Gerhard Rühm
22 Uhr: Fremdheit – Gundi Feyrer / Thomas Kapielski

19, 21, 23 Uhr
Kurzführungen

12.9.2019 / 19 UHR
CONNEX I/O
Eine experimentelle Schreibumgebung zwischen realem Raum und Internet lädt zum Mitmachen und Genießen ein. BYOD (bring your own device)! Ein Projekt von Sascha Pogacar und Matze Schmidt.

27.9.2019 / 19 UHR
IM DUETT
Michèle Métail (Lasalle) & Christian Steinbacher (Linz) präsentieren diverse Übergänge als Lesung und Performance.