Japanische Visuelle Poesie
8. Mai bis 7. Juni 2009
„The East will shake the West awake“
Zwischen Ost und West, Tradition und Spätmoderne, Schrift und Bild: Der Kunsttempel zeigt eine Übersicht zur Visuellen Poesie Japans mit 34 Künstlern aus drei Generationen. Reizvoll und in großer Vielfalt gestaltet, lässt sich hier entdecken, wie Sprache, auch fremde Sprache, sinnlich wird und sich über ihre bildliche Erscheinung ganz anders zu verstehen gibt. Die Kasseler Künstlerin Carola Ruf sowie Josef Linschinger, Vertreter der Konkreten Kunst aus Österreich und Sammler der gezeigten japanischen Arbeiten, sind jeweils mit einer kommentierenden künstlerischen Arbeit vertreten.
Die Geschichte der Visuellen Poesie reicht zurück bis in die griechische Antike und bis zu den asiatischen Schreibmeistern. Mit der international verflochtenen Bewegung der Konkreten Poesie erhielt sie entscheidende neue Impulse. So gibt es seit den späten 1950er Jahren enge Kontakte zwischen japanischer und westlicher Visueller Poesie.
Von bedeutendem Unterschied zwischen Ost und West sind allerdings die beiden zugrunde liegenden Zeichensysteme: Die Buchstaben unserer lateinischen Schrift tragen selbst keine Bedeutung; sie sind willkürlich mit Lauten verbunden. Anders die Schriften des Japanischen: Das Kanji ist eine Symbol- bzw. Bilderschrift, integriert also bildliche, klangliche und begriffliche Aspekte in jedem einzelnen der Zeichen, von denen es – anders als bei unseren 26 Buchstaben – ein riesige Vielfalt gibt. Besonders attraktiv ist die in vielen Arbeiten der Ausstellung gestaltete Spannung zwischen verschiedenen Zeichensystemen, auch zwischen dem westlichen und dem östlichen.
Die Arbeiten entstammen der Sammlung des Künstlers und Kurators Josef Linschinger (Gmunden Oberösterreich). Zur Ausstellung ist, herausgegeben von Linschinger, im Ritter-Verlag (Wien / Klagenfurt) ein Katalogbuch unter dem Titel „Japanische Visuelle Poesie II“ erschienen.
Zwei Künstler aus Österreich und Deutschland flankieren die Ausstellung und zeigen eine westliche Sicht auf das japanische Schriftreich: Josef Linschinger verbindet in der Arbeit „AEOU+I“ japanische und lateinische Schrift für die fünf Vokale zu einer Einheit. Carola Ruf (Kassel) zeigt erstmals ihre dreiteilige Skulptur „Über-setzung“, die ihrer persönlichen ‚Lesart‘ der Kanji-Zeichen für ‚Stein‘, ‚Wasser‘ und ‚Baum‘ Form gibt.
Beteiligte Künstler/innen:
Ryosuke Cohen, Yasuo Fujitomi, Keinosuke Fukuchi, Jasuo Fujitomi, Shukuroo Habara, Takako Hasekura, Katsuichi Ito, Motoyuki Ito, Noboru Izumi, Hiroo Kamimura, Hitoshi Kanazawa, Mika Kasuga, Hajime Kikuchi, Shuichino Kondo, Jun Kubota, Teruko Kunimine, Eiichi Matsuhashi, Shigeru Matsui, Akira Matsumoto, Ikuo Mori, Shutaro Mukai, Chiharu Nakagawa, Keiichi Nakamura, Toshinori Saito, Hiroto Shikama, Mieko Shiomi, Chima Sunada, Shohachiro Takahashi, Shin Tanabe, Hiroshi Tanabu, Yoko Terauchi, Nobuhiro Yamaguchi, Misako Yarita, Shoji Yoshizawa, Carola Ruf, Josef Linschinger
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