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Jonas Mekas: „Out of Darkness“

31. Oktober bis 24 November 2013
Die Ausstellung „Out of Darkness“ zeigt Fotos aus der Zeit von 1945-49, als Jonas Mekas mit seinem Buder Adolfas in Wiesbaden und Kassel als „Displaced Person“ lebte. Außerdem wird der Film „Reminiscences of a Journey to Lithuania“ projiziert, den Jonas Mekas bei seiner ersten Rückkehr nach Litauen im Jahr 1971/72 gedreht hat. Während der Eröffnung trägt Jonas Mekas aus seinem jüngst zweisprachig (Litauisch/Deutsch) im Kölner Matto-Verlag erschienen Gedichtband „Alt ist dieses, unser Sprechen“ vor. Die deutschsprachigen Passagen liest Dr. Claudia Sinnig, die die Gedichte von Jonas Mekas übertragen hat. Das Foto zeigt Jonas Mekas mit seinem Bruder Adolfas 1948 im DP-Lager Kassel-Mattenberg. Mekas‘ handschriftlicher Kommentar: „Picking up the weekly firewood ration, Kassel / Mattenberg Displaced Persons Camp 1948“. In Kooperation mit dem Matto Verlag, Köln, dem Hessischem Literaturrat und dem Literaturbüro Nordhessen. Wir danken der Stadt Kassel für die freundliche Unterstützung.

Jonas Mekas, der große, 1922 in Litauen geborene und in New York lebende Filmregisseur, Fotograf und Dichter eröffnete am 31. Oktober 2013 im Kunsttempel die Ausstellung „Out of Darkness“ mit eigenen Fotos. Diese waren in der Zeit von 1945 bis 1949 in Lagern für „displaced persons“ in Kassel und Wiesbaden entstanden: eindrucksvolle, bisher in Kassel nicht gezeigte Dokumente aus einer dunklen Zeit. Ein weiterer Anlass war sein lyrisches Werk, das erstmals ins Deutsche übertragen wurde. Jonas Mekas stellte im Kunsttempel sein gerade erschienenes Buch „Alt ist dieses, unser Sprechen“ (Matto-Verlag) vor und las Passagen daraus sowie aus seinen Tagebuchnotizen. Außerdem wurde der Film „Reminiscences of a Journey to Lithuania“ projiziert, den Mekas bei seiner ersten Rückkehr nach Litauen im Jahr 1971/1972 gedreht hat. Die Einführung hielt der eng mit Mekas befreundete Dichter, Essayist, bildende Künstler und Regisseur Schuldt aus Hamburg.

Zwei seiner Gedichtzyklen, „Die Semeniškiai-Idyllen“ und „Reminiszenzen“ wurden von Dr. Claudia Sinnig kongenial ins Deutsche übertragen; sie las bei der Lesung die deutschen Passagen. Bisher sind die Gedichte nur auf Litauisch und Amerikanisch erschienen. Jonas Mekas: „Die ersten Idyllen habe ich 1947 in Deutschland geschrieben, in Kassel. Mir war allzu schwer ums Herz, ich lief durch die Felder von Kassel, aber ich hatte nur die Felder von Semeniškiai vor Augen“, berichtet Mekas und fährt fort: „Ich las die Lyrik meiner Altersgenossen, sie schrieben alle so schön, in schönem offiziellem Litauisch und immer über die Städter und das Vaterland und sehr patriotisch. Ich aber wollte nur über Semeniškiai schreiben. Ohne Poesie, gegenständlich. Ich dachte an eine gegenständliche, dokumentarische Lyrik. Und so habe ich dann auch geschrieben.“

Jonas Mekas gilt als Pionier des amerikanischen Autorenfilms und als Protogonist der Fluxus-Bewegung. Er wurde 1922 im litauischen Semeniškiai geboren. Von dort musste er zusammen mit seinem Bruder Adolfas 1944 vor den Nazis fliehen, weil er illegale Flugblätter zusammengestellt hatte. In Berlin wurden die beiden Brüder festgenommen und in einem Zwangsarbeitslager nahe Hamburg interniert. Nach Kriegsende waren sie heimatlose „Displaced Persons“. Eine Rückkehr in das von den Sowjets besetzte Litauen war unmöglich. Es folgten Jahre in den von den Alliierten eingerichteten DP-Camps, bis Jonas und Adolfas Mekas 1949 in die USA emigrieren konnten. Mit seinen Dokumentar- und Tagebuchfilmen erlange Jonas Mekas Weltruhm. Er arbeitete mit Künstlern wie Andy Warhol, Nico, Yoko Ono, John Lennon, Salvador Dalí und seinem Landsmann George Maciunas zusammen. Jonas Mekas lebt und arbeitet in New York. www.jonasmekas.com

weitere beteiligte Künstlerin: Claudia Sinnig

Kuratorin:
Bilder zur Ausstellung
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