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„Es ist MAERZ!“

Poetische Positionen von Josef Bauer, Gregor Graf, Gerhard Knogler, Katharina Lackner, Fritz Lichtenauer, Ulrike Neumaier, Peter Sommerauer, Lisa Spalt, Christian Steinbacher

31. August bis 14. Oktober 2018

Öffnungszeiten: Fr. bis So., 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung

In Kooperation mit: Kasseler Museumsnacht / GRIMMWELT Kassel / Stiftung Brückner-Kühner

Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Kassel und der Stiftung Brückner-Kühner

/// PROGRAMMÜBERSICHT ///

Do, 30.8.2018 / 19 Uhr: Eröffnung
Einführung: Ulrike Neumaier
Lesung: Lisa Spalt und Christian Steinbacher
 
Sa, 1.9.2018 / 17 bis 1 Uhr: Museumsnacht
18, 20, 22 Uhr: Viertelstunden-Lesungen
19, 21, 23 Uhr: Viertelstunden-Führungen
 
Di, 11. September / 19 Uhr : „Der goldene Schlüssel“ / „Das andere Schloss“
GRIMMWELT Kassel, Weinbergstraße 21
Buchpräsentation von Franz Josef Czernin
Moderation: Prof. Dr. Holger Ehrhardt
Eintritt: 9 / 5 Euro.

Die anderen Veranstaltungen haben freien Eintritt.

 
///ZUR AUSSTELLUNG///

Ab 30. August heißt es im Kunsttempel: „Es ist MAERZ!“ Im Rahmen eines gegenseitigen Besuchsprogramms präsentiert sich die Künstlervereinigung MAERZ aus Linz. In der Ausstellung zeigen neun ihrer Mitglieder sprach- und zeichenbezogene Arbeiten im Schnittfeld von Literatur und bildender Kunst, ein Schnittfeld, das für MAERZ typisch ist. Zu sehen sind Malerei, Grafiken, Collagen, Objektkästen, Fotografien und Videos. – Einige Beispiele:

Josef Bauer, Jahrgang 1934 und einer der Pioniere der internationalen visuellen Poesie, zeigt zwei Arbeiten aus der Serie der ‚Zwei-Farben-Bilder‘ in Spannung zwischen Bild und Text. Von Fritz Lichtenauer, geboren 1946, Autor und Bildender Künstler mit dem Schwerpunkt Konkrete Poesie, sind u.a. „Schnitte“ zu sehen, die die Architektur einzelner Buchstaben offenlegen. Der 1943 geborene Gerhard Knogler präsentiert fünf „Poems“: Objektkästen, deren Elemente Geschichten in Gang setzten. Katharina Lackner, Jahrgang 1981, beschäftigt sich in „This line is mine“ mit der Linie, die auf Karten oder auch in der Hand dazu einlädt, gelesen zu werden. Die Dichterin Lisa Spalt, geboren 1970, zeigt Objekte aus ihrem „Institut für poetische Alltagsbewältigung“, unter anderem „Dings-Orakel“: kleine Hutschachteln mit merkwürdigen Dingen und gedichteten Orakelsprüchen.

Die Künstlervereinigung MAERZ wurde 1913 gegründet und umfasst die Bereiche Architektur, Bildende Kunst, Literatur und Musik. In Linz unterhält sie eine Galerie, wo für das Jahr 2019 der Gegenbesuch des Kunsttempels geplant ist.

Seit den 1970er Jahren und dem Wirken des Dichters Heimrad Bäcker sowie seines Nachfolgers Christian Steinbacher hat MAERZ insbesondere im Bereich einer rigorosen Sprachkunst international für Beachtung gesorgt. Neben den Poesie-Veranstaltungen der „Linzer Notate“, die den Anstoß für die Kasseler Reihe „3durch3“ gaben, und den „Tagen der Poesie“ hat MAERZ auch immer wieder spartenübergreifende Ausstellungen der Sprachkunst ausgerichtet. Vor diesem Hintergrund stehen die poetischen Positionen sowie auch die Texte von MAERZ-Autorinnen und Autoren, die im Programm zur Ausstellung zu Wort kommen.

 

///DAS POESIE-PROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG///

/Donnerstag, 30. August 2018 / 19 Uhr: Eröffnung/
Einführung: Ulrike Neumaier
Lesung: Lisa Spalt und Christian Steinbacher

Es ist MAERZ! Zur Eröffnung am 30. August spricht Ulrike Neumaier über die Künstlervereinigung MAERZ und über die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten. Sie selbst ist an der Ausstellung mit einer Foto- und einer Videoserie beteiligt.
Im Anschluss geben die im Kunsttempel schon gut bekannten Linzer MAERZ-Dichter Lisa Spalt und Christian Steinbacher Einblicke in ihre poetische Werkstatt.

Christian Steinbacher liest aus seinem zuletzt erschienen Buch „Gräser im Wind“: In diesem großen Prosaexperiment werden Bilder und Erzählkerne entworfen; dabei findet sich manch wörtlich nehmende Narretei. Ausgangspunkt ist ein sich fortschreibender ‚Abgleich‘ zweier Übersetzungen des Romans „Das Gras“ des französischen Nobelpreisträgers Claude Simon.

Bei Lisa Spalt heißt es dann „VOODOO IT YOURSELF!” – eine kurze Merchandising-Vorlesung zum „Institut für poetische Alltagsverbesserung“. Das IPA ist ein öffentlich zugängliches Romangebäude, das neben der Verbesserung unserer Albträume auch Müll-Orakel und essbare „Literatur mit Geschmack“ in Form von poetischen Schluckbildchen anbietet.

Ulrike Neumaier wurde 1962 geboren und lebt in Linz. Sie studierte an der Linzer Universität für Gestaltung und an der University of East London. In der Ausstellung zeigt sie in zwei Serien von Fotografien und Videos Spuren und Zeichen aus Landschaft und Raum, die von einem Studienaufenthalt in Italien stammen.

Christian Steinbacher, geboren 1960 in Ried am Innkreis, lebt als Autor, Herausgeber und Kurator in Linz. Ende der 1980er Jahre begann er mit Dichtungen im Umkreis konzeptueller und visueller Poesie. Seither erschienen zahlreiche Bücher mit Gedichten, Hörstücken, Essays und poetischer Prosa sowie auch visuelle Arbeiten, zuletzt: „Tief sind wir gestapelt: Gedichte“ (2014), „Kollegiales Winken“ (2015) sowie „Gräser im Wind“ (2017). In der Ausstellung „Es ist MAERZ!“ präsentiert er „Zwei Flügel“ aus ausgeschnittenen und collagierten Abkürzungen.

Lisa Spalt wurde 1970 in Hohenems geboren und lebt als Institut für poetische Alltagsverbesserung in Linz. Als solches veröffentlicht sie Arbeiten zum Handeln in Sprache, Bildern und Objekten, zuletzt „Die zwei Henriettas“ (2017) und „VOODOO IT YOUR-SELF“ (2018). Mit „Grimms“ veröffentlichte sie 2007 auch einen Band, in dem Grimms Märchen mit der Sprache der Werbung verschnitten werden.

 
/Samstag, 1. September 2018, 17 bis 1 Uhr: Museumsnacht/
18, 20, 22 Uhr
Viertelstunden-Lesungen
19, 21, 23 Uhr
Viertelstunden-Führungen

Zur Museumsnacht finden unter dem Motto „Ohren auf: Es ist MAERZ!“ dreimal für jeweils 15 Minuten Lesungen statt mit Textpassagen aus dem Werk der MAERZ-Autoren Friedrich Achleitner, Franz Josef Czernin, Bodo Hell, Ferdinand Schmatz, Birgit Schwaner und Waltraud Seidlhofer. Die Texte werden von Jochen Krajewski vorgetragen und auf der Gitarre begleitet. Friederun Gutmann, die die Texte zusammengestellt hat, gibt jeweils eine kurze Einführung. Darüber hinaus hat das Publikum an diesem Abend dreimal Gelegenheit zu einer Viertelstunden-Führung durch die Ausstellung mit den TemplerInnen.

18 Uhr
Viertelstundenlesung mit Passagen aus den Prosaminiaturen „und oder oder und“ von Friedrich Achleitner (Wien) sowie dem Gedichtband „staub.gefässe“ von Franz Josef Czernin (Rettenegg).

20 Uhr
Viertelstundenlesung mit Passagen aus der Erzählung „Polyphems Garten“ der in Nordhessen geborenen und in Wien lebenden Autorin Birgit Schwaner sowie aus den Lese- und Sprechtexten „Tracht : Pflicht“ von Bodo Hell (Wien).

22 Uhr
Viertelstundenlesung mit Passagen aus der Prosastudie „gehen. ein system“ von Waltraud Seidlhofer (Thalheim) sowie aus dem Gedichtband „quellen“ von Ferdinand Schmatz (Wien).

 
extern:

/Di, 11. September / 19 Uhr / GRIMMWELT Kassel, Weinbergstraße 21/
Der goldene Schlüssel – Das andere Schloss
Franz Josef Czernin stellt seine neuen Verarbeitungen von Grimms Märchen vor.
Moderation: Prof. Dr. Holger Ehrhardt
Eintritt: 9 / 5 Euro.

Die GRIMMWELT ist ein würdiger Ort zur Präsentation der zwei neuen, miteinander eng verbundenen Bücher des MAERZ-Autors Franz Josef Czernin. Er hat das, was in und hinter den Märchen der Brüder Grimm für heutige Leser steckt, akribisch, kenntnisreich, gewitzt und auch leidenschaftlich zur Darstellung gebracht. Die Märchen der Brüder Grimm bestehen aus Verwandlungen, sei es älterer schriftlicher Märchenstoffe, sei es mündlicher Überlieferung – insbesondere auch durch die Brüder selbst. In „Der goldene Schlüssel“ hat Franz Josef Czernin dieses Verwandeln fortgeführt und aus einer Reihe von Märchen und Legenden kurze Prosa-Verzauberungen entstehen lassen. Sie führen verschiedene Weisen des modernen Erzählens vor. Das Buch „Das andere Schloss“ bietet dann den Gegenzauber. So wie Schloss und Schlüssel zusammengehören, beziehen sich „Der goldene Schlüssel“ und „Das andere Schloss“ aufeinander: Reflexionen zur Ästhetik, zum Märchen, zu Fiktionalität und Wissenschaft ebenso wie Aphorismen und Interpretationen von Grimms Märchen.

Der Kasseler Grimm-Professor Dr. Holger Ehrhardt wird sich mit dem Autor über das Vorgelesene unterhalten.

Franz Josef Czernin ist ein vielfach ausgezeichneter Dichter experimenteller Literatur. Er wurde 1952 in Wien geboren, studierte in den USA und lebt hauptsächlich in Rettenegg. Seit 1978 veröffentlichte er zahlreiche Gedichte, Prosa, Theaterstücke, Essays, Aphorismen. Vor den beiden in dieser Veranstaltung präsentierten Büchern erschienen zuletzt „Metamorphosen. Die kleine Kosmologie“ (2012) und „zungenenglisch. visionen, varianten“ (2014).